Der Blog zur nachhaltigen Mobilität
Tischlermeister Schmidt und seine Lastenräder
Mitten im Düsseldorfer Stadtteil Flingern besuchen wir heute das in einem Hinterhof der Birkenstraße gelegene Holzatelier von Tischlermeister Dirk Schmidt. Mit ihm sprechen wir über das Thema »Lastenrad-Nutzung im Handwerk«.
Vor dem Atelier nimmt uns der sympathische Tischlermeister mit der Friesenmütze gut gelaunt in Empfang und bittet uns freundlich hinein. In der Werkstatt angekommen, steigt uns direkt der Duft verschiedener Hölzer in diese Nase, die überall zwischen den verschiedenen Werkzeugen und Maschinen zu sehen sind. Eine Atmosphäre, in der es sich sicherlich gut arbeiten lässt. Das sehen seine drei Mitarbeiter – ein Azubi, ein Geselle und ein weiterer Meister – bestimmt genauso.
30 Jahre Selbstständigkeit
Dirk Schmidt, der in diesem Jahr auf 30 Jahre Selbstständigkeit zurückblickt, führt uns nach einem kurzen Atelier-Rundgang in sein Büro in der ersten Etage. Während wir es uns in den bequemen Bürostühlen gemütlich machen, beginnt er begeistert zu erzählen, wie er zu seinem ersten Lastenrad kam. »Das war an einem heißen Sommertag im Jahr 2013«, so Schmidt. Er sollte ein Türschloss in der Düsseldorfer Innenstadt reparieren. Da er jedoch keine Lust hatte mit seinem Lieferwagen in die volle Innenstadt zu fahren, entschloss er sich spontan dazu mit seinem Trekkingbike loszudüsen. Er bestückte die Satteltaschen des Rads mit allem, was er für die Reparatur benötigte, und machte sich auf zum Kunden.
Echtes Schlüsselerlebnis
Schmidt erinnert sich, dass dieser Tag für ihn ein echtes Schlüsselerlebnis darstellte, da ihm bewusst wurde, dass er in seinem Arbeitsalltag nicht immer zwingend auf ein Auto angewiesen ist. Dass sein Trekkingbike keine Daueroption sein konnte, war sofort klar. Deswegen begann er rasch damit, sich über Lastenräder zu informieren. Er wurde schnell fündig und bereits nach kurzer Ansparphase, denn laut Schmidt waren Lastenräder schon damals nicht gerade günstig, legte er sich im Jahr 2014 sein erstes komplett eigenfinanziertes Lastenrad (ohne Elektroantrieb) zu. Für sein neuestes E-Lastenrad (Anschaffung 2023) nimmt der Tischlermeister nun erstmals eine 50 %-Förderung der Stadt Düsseldorf in Anspruch. Seinen Eigenanteil von 50 % stemmt er durch den Verkauf eines seiner älteren Lastenräder. »Man muss halt immer nach vorne gucken … was gibt’s noch … was kann man nutzen … was ist wichtig … was hilft mir beim persönlichen und betrieblichen Weiterkommen … das muss man alles ausnutzen … es gibt ja genug … man muss es halt nur finden«, so Schmidt.
Vom Lastenrad überzeugt
Dirk Schmidt ist bis heute vom Lastenrad überzeugt, da es seiner Meinung nach viele Vorteile bietet. So gelangt er beispielsweise stressfreier und oftmals schneller zum Kunden, da er mit dem Lastenrad Wege nehmen kann, die für das Auto tabu sind. »Ein Lastenfahrrad ist auf jeden Fall ein Wirtschaftsfaktor. Und in der Stadt ist man genauso schnell wie mit dem Auto. Das haben wir immer wieder ausprobiert«, so Schmidt. Weiterhin ermöglicht das Lastenrad seinen Auszubildenden, die oftmals noch keinen Führerschein besitzen, unabhängig mobil zu sein und eigenständig Kundenaufträge wahrzunehmen.
Nur ein Pluspunkt von vielen: Die Parkplatzsuche entfällt
Einen weiteren Pluspunkt der Lastenrad-Nutzung sieht Schmidt darin, dass beim Kunden selbst die lästige Parkplatzsuche entfällt. Zudem gibt es keine Knöllchen mehr für ihn, da er nicht mehr gezwungen ist, aufgrund häufig fehlender Parkmöglichkeiten am Einsatzort, das Auto falsch abzustellen. Hinzukommt, dass Tankrechnungen weniger werden sowie Wartungs- und Versicherungskosten geringer ausfallen als beim Auto. Der Tischlermeister spart durch das Lastenrad bares Geld und tut gleichzeitig etwas Gutes für den Klimaschutz sowie die eigene Gesundheit. Und beim Kunden selbst kommt die Nutzung des Lastenfahrrads ebenfalls gut an, wie er selbst berichtet. »Wird ein Kundentermin mit dem Lastenrad wahrgenommen, so wird ein Foto des Lastenrades vor dem Haus des Kunden gemacht und dieses dann mit dem schriftlichen Zusatz: »An- und Abfahrt umweltfreundlich mit dem Lastenrad« auf die Rechnung gedruckt«.
Gänzlich aufs Auto verzichten kann Schmidt aber laut eigener Aussagen nicht, da große und sperrige Möbel nicht mit dem Lastenrad transportiert werden können. Wo es möglich ist, setze er aber aufs Lastenrad. So hat er im vergangenen Jahr mit diesem ca. 4.500km zurückgelegt, mit seinem Bus/Transporter/Van nur knapp die Hälfte. Schmidt ist bewusst, dass ein Lastenrad nicht für jedes Gewerk infrage kommt. In seinen Arbeitsalltag passt es jedoch wunderbar und darüber freut er sich sehr. »Schreiner ticken eher so ein bisschen in Richtung Öko«.
Verkehrsplanerisch sieht er weiterhin großes Verbesserungspotenzial. Der Tischlermeister wünscht sich, dass die Radinfrastruktur auf jeden Fall weiter ausgebaut wird. Dass Radwege zukünftig über eine ausreichende Breite verfügen und im besten Fall ganz von der Fahrbahn abgetrennt sind. Und dass sie auch eindeutig als Radwege zu erkennen sind und nur von Radfahren genutzt werden dürfen. Laut Schmidt sollten verstärkt Anreize geschaffen werden, die Menschen und damit auch Handwerker dazu bewegen, das eigene Mobilitätsverhalten zu überdenken und es bestenfalls nachhaltig zu verändern.
Dirk Schmidt ist ein echter Lastenrad-Pionier, ein Vordenker, der neuen Dingen gegenüber offen eingestellt ist. Er probiert sie aus und findet so heraus, ob sie seinem Betrieb einen Mehrwert bringen oder eben nicht. Auf Lastenräder möchte er auf jeden Fall nicht mehr verzichten.
Fakten
Gewerk | Tischlerei |
Betriebsinhaber | Tischler |
Atelier für Holzbearbeitung | Birkenstraße 19 |
Anzahl Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter | 3 |
Lage | Innerstädtisch |
Maßnahme | Lastenräder |